Virtuelle Angebote erleichtern das Leben in der Isolation
Die kantonalen Lungenligen mussten wegen der Corona-Pandemie ihr Kursangebot aussetzen. Deshalb suchten sie nach Alternativen aus der Distanz.
«Als der Bundesrat infolge der Corona-Pandemie Mitte März 2020 die Lockdown-Massnahmen verkündete, wurde uns rasch klar, dass viele Leute über längere Zeit isoliert bleiben würden. Und wir beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen», sagt Marc Marechal, Geschäftsleiter der Lungenliga Neuenburg. Innert sechs Tagen gründete die Lungenliga Neuenburg die Facebook-Gruppe «Neuchâtel Solidarité 65» für Seniorinnen und Senioren aus dem Kanton Neuenburg. Mehrmals pro Tag konnten die über 800 Mitglieder bei kostenlosen Angeboten mitmachen. «Wir sehen insbesondere drei Probleme, welche die Isolation hervorrufen kann: Ängste, mangelnde Bewegung und Einsamkeit. All dies verschlechtert die Gesundheit», erklärt Roland Savioz, Geschäftsleiter des von der Lungenliga Neuenburg mandatierten Start-ups ObeeOne. Um diese Risiken abzuschwächen, produzierten die zwei Partner allein in den ersten 66 Tagen 270 Inhalte. Ein Beispiel: Um die nächtlichen Ängste zu verringern, wurden die gemütlichen Abende von früher nachgestellt und professionelle Erzählerinnen gaben regionale Sagen zum Besten. Auch bietet die Gruppe psychologische Ratschläge und live gehaltene Physiotherapiestunden, bei denen die Teilnehmenden Fragen stellen und per Chat interagieren können. Zu Spitzenzeiten machten dabei über 500 Personen mit.
Weiter gibt es unterhaltsame Inhalte wie künstlerische Beiträge, ein virtuelles Bistro oder Spiele. «Einmal haben wir Lotto gespielt, das war genial. Wir haben uns über zwei Stunden lang köstlich amüsiert», erzählt Edith Bonnefoy. Sie hat die Lungenliga vor vier Jahren bei einem Rauchstopptraining kennengelernt. Und obwohl sie an keiner Lungenerkrankung leidet, ist sie der Gruppe beigetreten und schätzt diese sehr. «Die Lungenliga organisiert sehr viel für uns, etwa Sportgruppen mit Coach einmal pro Woche oder Ernährungsberatung. Man fühlt sich dort richtig gut aufgehoben – es ist wie eine grosse Familie.»
www.facebook.com/neuchatel65
Atmen und bewegen per Videokonferenz
Ein virtuelles Angebot stellte die Lungenliga Solothurn auf die Beine. «Wir mussten unsere regulären Kurse absagen und wollten den Patientinnen und Patienten dennoch etwas bieten», erklärt Petra Vonmoos, Bereichsleiterin Zentrale Dienste und stellvertretende Geschäftsleiterin der Lungenliga Solothurn.
Deshalb schrieb die Lungenliga rund 800 Patientinnen und Patienten an, die zu den besonders gefährdeten Personen gehören, unterstützte Interessierte telefonisch bei der Installation der Videotelefonie und startete Ende April ihr virtuelles Angebot: Den Kurs «Atmen und Bewegen», eine Lungentrainingsgruppe sowie eine Gruppe für den sozialen Austausch.
Die Rückmeldungen seien bisher sehr positiv, so Vonmoos. Auch wenn das Coaching aus der Distanz den direkten Kontakt nicht ersetzen könne, sei die Ausnahmesituation in manchen Fällen auch eine Chance. So gebe es eine Patientin, die bisher nicht an Trainings teilgenommen habe, weil sie Mühe bekunde, ihr Haus zu verlassen. «Unser neues Angebot hat es ihr nun ermöglicht, bei ‹Atmen und Bewegen› mitzumachen.» Deshalb prüfe die Lungenliga Solothurn, ob sie gewisse Kurse auch nach Rückkehr zur neuen Normalität virtuell weiterführe.
Videos mit Übungen
Die Lungenliga Tessin wiederum veröffentlicht auf ihrer Website sowie auf Facebook regelmässig Videos mit Atem-, Yoga- und Gymnastikübungen. «Dies möchten wir auch beibehalten, wenn die Lektionen wieder regulär stattfinden», sagt Alessandra Bianchini, Geschäftsführerin der Lungenliga Tessin. «Es ist ein zusätzliches Mittel, um unsere Patientinnen und Patienten zu motivieren.»
Entdecken Sie das Kursangebot der Lungenliga
Haben Sie schon einmal Yoga ausprobiert? Oder würde Ihnen der Austausch mit anderen Betroffenen helfen? Dann sehen Sie sich das vielfältige Kursangebot der Lungenliga an:
www.lungenliga.ch/kurse
Aufgrund der Corona-Pandemie kann es zu Verschiebungen oder Absagen kommen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer kantonalen Lungenliga, ob sie digitale Alternativen anbietet:
www.lungenliga.ch/kantone